Wo sie zu Hause waren - Schülerinnen und Schüler machen Erinnerung sichtbar

Sie können mit Recht stolz auf sich sein, die Schülerinnen und Schüler, sagt Lehrerin Kristine Klapp. Mit ihr hatten sich die Jungen und Mädchen aus den Wänden ihrer Klassenzimmer auf Grötzinger Gehwege begeben. Ihr Ziel: Vergangenheit in der Gegenwart sichtbar machen, damit in Zukunft Erinnerung und Mahnung wach bleibt. 

Im September 2012 wurden vom Künstler Günter Demnig am Niddaplatz 3 die ersten beiden Stolpersteine in Grötzingen verlegt, danach installierte der Bauhof der Ortsverwaltung weitere in der Bruchwaldstraße, Friedrichstraße, Schultheiß-Kiefer-Straße und Krumme Straße. Es sind im Boden eingelassene kleine Gedenktafeln, welche an das Schicksal derjenigen Grötzinger erinnert, die in der Zeit des Nationalsozialismusverfolgt und deportiert wurden und dadurch schließlich im Elend zu Tode kamen oder ermordet wurden. Die Mahnmale wurden im Ort an der Pfinz dort angebracht, wo diese Bürger ihre letzte freiwillig gewählte Wohnung hatten. Zuvor gehörten sie und ihre Familien meist seit Generationen selbstverständlich zum Ortsbild an der Pfinz. Diese Palms, Weils und Traubs unterhielten Textil- Schuh- und Haushaltswarengeschäfte, sammelten Alteisen oder betrieben Metzgereien und Gasthöfe. Sie unterschieden sich nur geringfügig von ihren Mitbürgern, etwa, weil einige von ihnen am Samstag nicht arbeiteten und sonntags keine Kirche besuchten. So mancher Grötzinger der ab 1933 als Boykotteur mit dem Pappschild „Deutsche wehrt euch, kauft nicht bei Juden!“ vor einem Laden stand, war Jahre zuvor in eben demselben Geschäft zu seiner Konfirmation zünftig ausstaffiert worden, nicht selten auf Pump.

Mit der Zeit verschmutzen die Stolpersteine und werden unansehnlich. Dann braucht die Erinnerung Menschen, die vor ihnen niederknien, um Namen und Schicksale wieder sichtbar zu machen. Mit Frau Klapp haben die Jugendlichen geschrubbt und poliert und damit dem Gedenkbuch für die Grötzinger Juden Sinn und Gesicht gegeben, denn die Steine wurden durch Spenden der Fraktionen des Grötzinger Ortschaftsrates und der Autoren und Freunde des „Gedenkbuches für die Grötzinger Juden“ möglich gemacht. 

Die Häuser und Orte und damit die Geschichte der jüdischen Gemeinde hatte die Schulklasse bereits bei einem Spaziergang im vergangenen Jahr erforscht. Jetzt folgte die Putzaktion. Ein Besuch auf dem jüdischen Friedhof steht noch aus. Den will die Gruppe so bald als möglich angehen, in Erinnerung an Grötzinger Menschen und zur Mahnung vor Willkürherrschaft und Ausgrenzung.

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Frau Steinhardt-Stauch 

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